Nein zur Generalistik |
Zur Jahreswende 2012/2013 war die Altenpflege sehr alarmiert: Die Bundesregierung plante eine Reform der Pflegeberufeausbildung. Sie wollte die drei eigenständigen Ausbildungsgänge in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer einzigen, ebenfalls dreijährigen generalistischen Pflegeausbildung verschmelzen. In einem entsprechenden Eckpunktepapier wurde u.a. die Hoffnung gehegt, auf diese Weise den Pflegeberuf attraktiver machen und den Fachkräftemangel insbesondere in der Altenpflege beseitigen zu können.
In der Altenpflege wuchs der Widerstand gegen das Vorhaben. Sie sah ihre Versorgungsqualität durch die Generalistik gefährdet, gerade angesichts der demografischen Entwicklung und wachsenden Anzahl von Menschen mit Demenz. Im März 2013 luden namhafte Verbände der Altenpflege zu einer wissenschaftlich basierten Info-Veranstaltung über das Vorhaben des Gesetzgebers nach Kassel ein. Dort erfolgte auch die Gründung des Bündnisses für Altenpflege mit einem klaren Nein zur Generalistik. Tenor: Sie ist mit Blick auf die pflegerischen Herausforderungen der Zukunft fachlich der falsche Weg und wird zudem den Fachkräftemangel in der Altenpflege weiter verstärken.
Es folgte ein jahrelanger Kampf für den Erhalt und die Weiterentwicklung der eigenständigen Altenpflegeausbildung. Bündnisschriften mit fundierten Argumenten wurden aufgelegt, ungezählte Gespräche mit der Politik geführt, Stellungnahmen und Presseerklärungen verfasst, öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt, Anhörungen wahrgenommen, neue Bündnispartner begrüsst. Die Liste der Aktivitäten ist lang.
Mit dem Pflegeberufereformgesetz ist der Gesetzgeber schließlich einen Kompromiss eingegangen: Neben der präferierten generalistischen Pflegeausbildung bleibt die Tür für eine Spezialisierung in der Altenpflege sowie in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege vorerst weiter offen.
Die neue Pflegeausbildung startet im Jahr 2020. Sechs Jahre später soll Zähltag sein. Haben die Auszubildenden im Ergebnis mehrheitlich den generalistischen Weg gewählt, so droht der Altenpflege doch noch das Aus der spezifischen Ausbildung.