MENÜ

Erhalt/Weiterentwicklung der Altenpflege

Aktivitäten
 Die Presse informiert
12.02.2014   Die Große Koalition will eine generalistische Pflegeausbildung einführen. Die „Sächsische Zeitung“ titelt dazu: „Altenpflege-Ausbildung vor dem Aus?“ Weiter heißt es dort: „Alle sollen bald das Gleiche lernen: Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpfleger. Sachsens Sozialverbände warnen davor.“

Hier der vollständige Artikel von Sven Heidkamp im Wortlaut:

Leipzig. Ein unscheinbarer Satz im Berliner Koalitionsvertrag hat Sozialverbände in Sachsen alarmiert: Von einer Reform der Pflegeausbildung ist da die Rede, einem „einheitlichen Berufsbild“ mit einer „gemeinsamen Grundausbildung“ – und damit nur noch einer späten Spezialisierung für Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderkrankenpflege. Für Kerstin Schöne, Leiterin der Akademie der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Mitteldeutschlands in Leipzig, sind solche Vorstöße ein Unding. „Altenpflege ist eine eigene Profession mit vielen Spezialisierungen. Es muss dieses Berufsfeld weiterhin geben“, fordert Schöne. Die Awo ist Trägerin von 145 Altenhilfe-Einrichtungen in Sachsen.
Auch Birgit Hoppe, Sprecherin des bundesweiten Bündnisses für Altenpflege, warnt vor einem Ausbluten der Branche. „Eine generalisierte Ausbildung führt dazu, dass man in diesem Arbeitsfeld kein Handlungswissen erwirbt.“ Mehr noch: Modellversuche hätten gezeigt, dass bei einer einheitlichen Ausbildung die Lehrlinge nicht mehr in die Altenpflege gehen, sondern in andere Bereiche.
„Wir hatten einen massiven Einbruch.“ Auch die Praktiker können sich eine Rolle rückwärts in der Altenpflegelehre nicht vorstellen.
So gehe es zum Beispiel um spezielle Kenntnisse im Umgang mit Demenz und Diabetes und nicht zuletzt um Sterbebegleitung.
„Nach drei Jahren kenne ich immer noch nicht alles, was ich wissen muss“, erzählt Auszubildende Sandra Streller. „Eine generelle Ausbildung für alle Pflegeberufe würde für die Wissensvermittlung niemals ausreichen.“
Dabei droht der Altenpflege in den nächsten Jahren ohnehin ein drastischer Mangel an Fachkräften. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 wegen des demografischen Wandels bundesweit mindestens 200000 Beschäftigte mehr benötigt werden als heute.
Eine Schwächung des Berufsstandes würde das Ziel, die Zahl der Auszubildenden jährlich um zehn Prozent zu erhöhen, aus Sicht der Awo behindern.
Sachsens Sozialministerin Christine Clauß (CDU) betont, dass es künftig keine Unterschiede mehr bei der Bezahlung und dem Ansehen der verschiedenen Pflegeberufe geben dürfe. Ansonsten hält sich der Freistaat aber mit einer Bewertung zurück. Generell würden viele Gründe für eine einheitliche Pflegeausbildung sprechen, heißt es im Sozialministerium. Ein ursprüngliches Eckpunktepapier von Bund und Ländern ging sogar noch weiter.
(Sächsische Zeitung vom 12.02.2014)
Zurück