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Erhalt/Weiterentwicklung der Altenpflege

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 Erste Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss
14.01.2016   Der gestrige Kabinettsbeschluss zum Entwurf eines Pflegeberufegesetzes hat einigen Widerhall hervorgerufen. Der Kabinettsentwurf sieht übrigens anders als noch der Referentenentwurf deutlich längere Übergangsfristen vor. Noch bis Ende 2023 sollen das bisherige und ab 2018 das neue Ausbildungssystem parallel laufen.

Hier einige Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss:

Thomas Knieling, Bundesgeschäftsführer des VDAB, der Partner im Bündnis für Altenpflege ist: "Das Pflegeberufsgesetz ist kein Beitrag zur Verbesserung der Attraktivität der Pflegeberufe, wie oft behauptet. Denn es ist kein Fortschritt, wenn man über Jahrzehnte gewachsene, hoch spezialisierte Berufsbilder einfach über einen Kamm schert, ihnen Identität und fachliche Tiefe nimmt und das Ergebnis 'Pflegefachfrau' oder 'Pflegefachmann' nennt." (Die vollständige Presseerklärung des VDAB steht am Textende.)

Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes:"Der vorliegende Gesetzentwurf wirft im Moment noch mehr Fragen auf, als dass er Probleme zuverlässig lösen würde. Wenn der Bundesregierung an Qualität und Attraktivität der Pflegeberufe gelegen ist, muss sie Gründlichkeit vor Schnelligkeit walten lassen und hier dringend noch einmal nacharbeiten."
(Quelle: www.finanzen.net)

Anno Fricke schreibt unter dem Titel "Probezeit für die Reform" in der Ärztezeitung: "Das Kabinett hat den Entwurf des Pflegeberufegesetzes in Richtung der Parlamentarier durchgewunken. Dem Bundestag steht nun ein Stück harter Arbeit bevor. Bis in die Unionsfraktion hinein reicht die Skepsis, die die Befürworter des Projekts ausräumen müssen, wenn sie sich durchsetzen wollen.
Die Kritik auch von Ärzteverbänden und Gewerkschaften hat schon Wirkung gezeigt. Die Autoren des Kabinettsentwurfs haben der Pflegeberufereform eine Probezeit verordnet. Vier Jahre lang werden das alte und das neue System im Wettbewerb stehen. So kann dringend benötigte Evidenz entstehen.
Dass die generalistische Ausbildung Vorteile gegenüber dem bisherigen System der drei Ausbildungsgänge hat, ist bislang nicht ausreichend genug belegt."
(Quelle: www.aerztezeitung.de)

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rund kommentierte in einer Stellungnahme: Mit der generalisierten Pflegeausbildung werde den Absolventinnen und Absolventen endlich neue Perspektiven der beruflichen Mobilität auch jenseits der Altenpflege eröffnet. „Spätestens dann wird in der Altenpflege das Sparen auf dem Rücken der Pflegekräfte ein Ende haben.“ Arbeitgeber und Pflegekassen kämen nicht umhin, Altenpflegerinnen und -pfleger tariflich zu vergüten, so Rundt. „Mit dem Pflegeberufsgesetz wird der Druck zu einer längst überfälligen Anpassung der Einkommen in der Pflege Niedersachsens an das Tarifniveau weiter zunehmen.“ (Quelle: ms.niedersachsen.de)

Christina Merkelbach stellte in den Aachener Nachrichten fest: "Rätselhafte Reform - das Pflegeberufegesetz wirft Fragen auf. Inwiefern eine vereinheitlichte Ausbildung drei verschiedene Fachgebiete insgesamt aufwerten soll, leuchtet nicht ein. In einer Zeit, in der der Arbeitsmarkt nach Spezialisten statt Generalisten ruft, wirkt das nicht zeitgemäß. Das Signal: Wer sich um einen frischoperierten Patienten oder ein Neugeborenes kümmern kann, der kann ebenso einen an Demenz erkrankten Menschen im Pflegeheim versorgen. Pflege ist schließlich Pflege. Recht vage heißt es, die Ausbildung beinhalte die Möglichkeit, Interessensbereiche zu vertiefen. Es bleibt abzuwarten, ob dies die Qualifikation vermitteln kann, die bisher in den Fachbereichen gefragt waren. Andernfalls muss sich an die drei Jahre Ausbildung eine weitere Qualifizierung anschließen, bevor die frischgebackenen Pflegekräfte eingesetzt werden können." (Quelle: Aachener Nachrichten)

Die Neue Osnabrücker Zeitung bringt es auf den Punkt: "Das neue Pflegeberufegesetz, das die bisherigen drei unterschiedlichen Ausbildungen in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Ausbildung zusammenfasst, birgt vor allem für die Altenpflege erhebliche Risiken und droht die vielen erfolgreichen Ausbildungsanstrengungen der vergangenen Jahre mit einem Schlag zunichte zu machen. Ein Chaos ist vorprogrammiert. (...) Dazu Friedhelm Fiedler, Vize-Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege: 'Die Altenpflege, die seit einigen Jahren - entgegen manchen Unkenrufen und vor allem entgegen dem Trend in sehr vielen anderen Ausbildungsberufen - erfreulich steigende Ausbildungszahlen vorweisen kann, droht am Ende zum eindeutigen Verlierer der hektischen Reformpläne der großen Koalition in Berlin zu werden.' Es sei absehbar, dass die ambulanten und stationären Ausbildungsbetriebe in der Altenpflege künftig mit höheren Kosten und einem erheblichen Organisationsaufwand belastet werden." (Quelle: extremnews.com)

Hier die Pressemitteilung des VDAB
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